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Überblick

Spezialthema HWS (Halswirbelschleudertrauma)

Weltweit verzeichnen die Versicherungen und auch die Gerichte eine starke ZunahHWS_1me an Streitfällen zu Weichteilverletzungen im Bereich der Wirbelsäule. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass es eindeutige medizinische Befunde (z. B. Fraktur, Ruptur) nicht gibt. Meist heißt die umstrittene Diagnose:
Schleudertrauma, Distorsion der HWS
Der Sicherheitsstandard der Kraftfahrzeuge wird immer besser, die Automobilindustrie arbeitet ständig an der Optimierung des Insassenschutzes. Die Fahrzeugsicherheit, ausgedrückt in Sternen, ist heute ein wesentliches Verkaufsargument. Gleichwohl nehmen behauptete HWS-Verletzungen bei sogenannten Bagatellkollisionen signifikant zu.

Den einführenden Artikel zu diesem Thema können Sie gerne downloaden: hier Sonderdruck laden. Es handelt sich um einen Sonderdruck, den der Springer-Verlag freundlicherweise zum Download freigegeben hat (M. Weber: Unfallanalyse und Biomechanik – Zur Bedeutung unfallanalytischer Gutachten für die medizinische HWS-Artikel Einschätzung der Schwere von Wirbelsäulenverletzungen).

Seit 1993 führen wir Crash-Versuche durch, bei denen auch Freiwillige teilnehmen. Dabei wurde die Anstoßgeschwindigkeit und damit auch die Belastung in den letzten Jahren vorsichtig erhöht. Aus ethischen Gründen werden aber Belastungshöhen, die einer Kollisionsbedingten Geschwindigkeitsänderung von 15 km/h entsprechen, nicht überschritten. Bisher sind jedoch trotz vieler hundert Versuche keine Verletzungen der Probanden festgestellt worden.
In 1997 wurde zu diesem Thema eine Studie veröffentlicht, die sich sehr intensiv mit den Verletzungsmöglichkeiten der Halswirbelsäule bei Auffahrkollisionen beschäftigt. Sie basiert auf Freiwilligenversuchen unter medizinischer Aufsicht, bei denen Auffahrkollisionen mit Kraftfahrzeugen unter realistischen Bedingungen nachgestellt wurden. Diese Studie hat international große Beachtung erfahren, u.a. wurde sie mit dem europäischen Preis für Wirbelsäulenforschung, dem AcroMed-Preis ’97 ausgezeichnet.

In den letzten Jahren wurden auf der Crash-Anlage weitere Versuche mit Freiwilligen durchgeführt, bei denen vorgelagerte Sitzpositonen, Seitendrehung des Kopfes und seitliche Anstöße an Fahrzeugen untersucht und die dabei auftretenden biomechanischen Belastungen gemessen werden. Auch hier zeigt sich, daß häufig bei leichten Verkehrsunfällen die auftretende Belastung keinesfalls ausreichen kann, um aus biomechanischer Sicht Verletzungen hervorzurufen.

Seit vielen Jahren messen wir auch Belastungen an der HWS im Allltag durch. Die Ergebnisse der Beschleunigungssignale zeigen, daß normale Tätigkeiten zu körperlichen Belastungen führen, die teilweise noch höher liegen als diejenigen, die bei Bagatellkollisionen mit der gleichen Versuchsanordnung gemessen werden.