Bei einer zweidimensionalen Kollision verlaufen die Einlaufrichtungen beider Fahrzeuge unter einem grossen Winkel. Der klassische Fall ist eine Krezugungskollision mit zwei schnell fahrenden Fahrzeugen. Dabei kann mit allen drei Erhaltungssätzen gerechnet werden.
Das für die Unfallrekonstruktion wichtigste Stoßgesetz ist sowohl für ein- als auch für zweidimesionale Anstoßvorgänge der sogenannte Impuls-Erhaltungssatz, auch Impulssatz genannt. Unter dem Impuls eines Körpers versteht man seine Masse multipliziert mit der momentanen Geschwindigkeit. Folgende, prinzipiell auf der Zeichnung dargestellten Zusammenhänge ermöglichen einen Rückschluß auf die Fahrgeschwindigkeit durch die Anwendung des Impulssatzes: Die Kollision zwischen den Fahrzeugen verläuft beim Vollstoß nahezu plastisch und die Fahrzeuge werden durch die Kollision aus ihrer ursprünglichen Fahrrichtung abgelenkt. Je stärker diese Ablenkung aus der ursprünglichen Bewegungsrichtung ausfällt, desto größer muß der von außen einwirkende Impuls gewesensein. Bei etwa gleich schweren Fahrzeugen ist damit ein direkter Rückschluß auf die Geschwindigkeitskombination aus den Ablenkungen, wie unten dargestellt, möglich, ansonsten kann eine Umrechnung mit den tatsächlichen Massen erfolgen.
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Bei Anwendungsverfahren, die auf dem Impulssatz basieren, werden zunächst die Ein- und Auslaufrichtungen sowie die Auslaufgeschwindigkeiten aus der Unfallszene berechnet. Danach wird mittels des Impuls-Erhaltungssatzes die Anstoßgeschwindigkeit eines oder beider Fahrzeuge berechnet. Sehr gute Ergebnisse lassen sich mit dem Impuls-Erhaltungssatz erzielen, wenn die Einlaufimpulse eine möglichst großen Winkel zueinander bilden und die Auslaufimpulse nach Größe und Richtung innerhalb enger Toleranzen bekannt sind. Diese Verhältnisse liegen insbesondere bei Kollisionen zwischen kreuzenden Fahrzeugen, also bei klassischen Vorfahrtsverletzungen vor.
Zweidimensionale Kollisionen lassen sich grafisch gut nach dem sogenannten „Antriebs-Balance-Verfahren“ nach Slibar lösen. Bei Einbeziehung der unvermeintlichen Toleranzen bei diesen Berechnungen wurde aus diesem Verfahren das Rhomboid-Schnitt-Verfahren von Schimmelpfennig und Becke entwickelt (Schimmelpfennig/Becke, Der Verkehrsunfalls 18 (1980), S. 206–208). Es hat zusätzlich den Vorteil, daß bei exzentrischen Anstößen die Fahrzeugverdrehungen mit in die Berechnungen einbezogen werden.