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EES-Verfahren

Die analytische Verknüpfung der drei Stoßgesetzte (Impulssatz, Energiesatz und Drallsatz) erfolgt in der sogenannten EES – Unfallrekonstruktionsmethode oder auch EES-Verfahren genannt (Burg/Zeidler, Der Verkehrsunfall 18 (1980), S. 75 – 78). Durch Verknüpfung der drei Erhaltungssätze erhält man eine Bestimmungsgleichung für die Kollisionsgeschwindigkeit eines Fahrzeuges und außerdem auch für die Stoßeingangsrichtung dieses Fahrzeuges. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass mittels eines programmierbaren Taschenrechners sehr schnell eine Lösung erarbeitet werden kann. Der grundsätzlich Nachteil ist jedoch, dass es bezüglich einer Variation verschiedener Eingangsparameter wenig transparent ist. Bei jedem Rechengang ergibt sich eine Einzellösung aus dem gesamten Lösungsfeld. Es ist aber schwierig, die Grenzen des Lösungsfeldes und damit auch die obere und untere Geschwindigkeitsgrenze bei Variation mehrerer Eingangsparameter zu erfassen.

Bei allen Berechnungsverfahren, die auf dem Energiesatz basieren, haben die EES – Werte einen starken Einfluss auf die Kollisionsgeschwindigkeit. Die Eingrenzung dieser EES – Werte ist problematisch und stellt die häufigste Fehlerquelle bei Geschwindigkeitsberechnungen dar. Grundsätzlich sollten in Gutachten Angaben zu den EES – Werten durch Versuche untermauert werden. Liegt kein Versuchsmaterial vor, sind größere Toleranzen bei einer Angabe zu berücksichtigen.

Die zweite, entscheidende Eingangsgröße, die die berechnete Geschwindigkeit stark beeinflusst, sind die Auslaufgeschwindigkeiten und die Auslaufrichtungen. Beide Größen sind grundsätzlich toleranzbehaftet. Nur wenn feststeht, dass ein Fahrzeug nach der Kollision noch blockiergebremst gewesen ist, lassen sich geringe Toleranzen

bei der Auslaufgeschwindigkeit angeben. Bei nicht feststehenden Verzögerungsbedingungen im Auslauf müssen große Toleranzen berücksichtigt werden.

Unter der EES-Rekonstruktionsmethode versteht man ein auf dem EES-Verfahren aufbauendes Computerprogramm, bei dem entweder mit der Kombination aus Energie- und Impulssatz oder nur mit dem Impulssatz gerechnet werden kann. Der Vorteil dieses Verfahrens ist die leichte Anwendbarkeit. Nachteilig wirkt sich aus, dass, wie bei den meisten rechnerischen Konstruktionsverfahren nur eine einzig Lösung erscheint. Eine Variation mehrerer Eingangsparameter zur Bestimmung eines Lösungsfeldes ist nicht möglich.