Kratzspur

Kratzspuren von Zweirädern

Umgestürzte Zweiräder hinterlassen bei einem Rutschvorgang auf einer Straßenoberfläche Kratzspuren, die den Auslaufweg markieren. Die Auswertung der Kratzspurlängen führt – ähnlich wie bei Bremsspuren – zu Aussagen, die die Rutschgeschwindigkeit betreffen. Je länger diese Kratzspuren sind, umso höher ist auch die Geschwindigkeit bei Beginn des Rutschvorganges. Allerdings sind die sich ergebenden Streuungen bei dieser Betrachtung wesentlich größer, als bei Auswertungen von Blockierspuren. Als Faustregel gilt, dass schwere Motorräder deutlich geringere Streubreiten der möglichen Verzögerung während eines Rutschvorganges aufweisen, als leichtere Zweiräder, insbesondere Mofa und Fahrräder. Die unten stehende Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen der Rutschstrecke und der Geschwindigkeit zu Beginn des Rutschvorgangs für die genannten Zweiradarten.

Wie die von verschiedenen Institutionen durchgeführten Versuche ergeben haben, rutschen schwerere Motorräder, insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten mit relativ konstanten Verzögerungswerten über die Fahrbahn. Bei leichteren Zweirädern, wie Mofa oder Fahrrädern treten größere Streubreiten auf.

Z.B. deutet eine Rutschweite eines Motorrades von 60 m auf Geschwindigkeiten zwischen 75 bis rund 80 km/h hin. Dieses Diagramm kann zum einen benutzt werden, um Auslaufgeschwindigkeiten schwererer Motorräder nach Sturzvorgängen oder auch Kollisionsvorgängen einzugrenzen. Außerdem können hieraus bei Anstoßvorgängen von Pkw gegen leichte Zweiräder Geschwindigkeitseingrenzungen für den Pkw vorgenommen werden. Geht man beispielsweise davon aus, dass ein Fahrrad nach einer rechtwinkligen Kollision mit einer Pkw-Front noch 70 m über die Fahrbahn gerutscht ist, weist dies auf Anstoßgeschwindigkeiten des Pkw zwischen rund 95 bis 115 km/h hin. Streng genommen handelt es sich dabei um die Geschwindigkeit des Pkw unmittelbar nach der Kollision und der kollisionsbedingte Geschwindigkeitsverlust muss noch berücksichtigt werden.