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Plausibilität

Begriffsdefinition
Obwohl die Verformungen an den beteiligten Fahrzeugen passen, kann ein Schadenereignis durchaus fingiert sein. Wie schon bei den Erläuterungen zur fiktiven Abrechnung ausgeführt, ist es durchaus möglich, auch Gewinn zu erzielen, wenn ein unbeschädigtes Fahrzeug verwendet wird. Bei der absichtlichen Beschädigung relativ neuer Fahrzeuge achten die Betrüger darauf, nur oberflächliche Beschädigungen zu produzieren. Es werden dann zwar neue Teile in der Kalkulation berücksichtigt, tatsächlich erfolgt die Reparatur jedoch durch ausbeulen. Jeder Unfall ist – per Definition – das Ergebnis eines unfreiwilligen Ereignisses. Der Anspruchsteller muss deshalb beweisen, dass die ihm entstandenen Schäden unfreiwillig eingetreten sind. Wie die Erfahrung zeigt, ist es jedoch nicht so einfach, ein Unfallereignis mit absichtlichen Fahrmanövern zu simulieren. Die in technischen Gutachten häufig beobachteten zwei Fehler sind:

1. Fehlen von Abwehrreaktionen
Obwohl sich aus der Unfallentwicklung nachweisen lässt, dass genügend Zeit für Abwehrreaktionen vorhanden war, lassen sich keine Anzeichen für Bremsen oder Ausweichen innerhalb der Unfallentwicklung finden. Der einleuchtendste Indikator ist sicher das Fehlen von Bremsspuren an der Unfallstelle (gilt nur für Kraftfahr­zeuge ohne ABS). Um auch bei fehlenden Spuren auf der Fahrbahn ein Bremsmanöver festzustellen, können die Anstoßhöhen an beiden Fahrzeugen verglichen werden. Bei einem bremsbedingten Eintauchen kommt es zu einer deutlichen Ab­weichung zu den statisch vorliegenden Höhen, die bei ungefähr 8 cm liegen. Ein Beispiel für ein bremsbedingtes Eintauchen zeigt Abb. 7.

Abb 7: Bremsbedingtes Eintauchen

Abb 7: Bremsbedingtes Eintauchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Ungewöhnliche Unfallentwicklungen
Bei der Auswertung normaler Verkehrsunfälle stellt man fest, dass in den meisten Situationen beide Fahrzeuge bis zum Anstoß in Bewegung sind. Wird das Unfallereignis verabredet, dann kann dies nur bei gleichgerichtetem Verkehr, wie z. B. Auffahrkollision, Streifkollisionen und Anstoßvorgängen gegen Leitplanken erreicht werden. Je mehr die Anstoßrichtungen der Fahrzeuge sich der Senkrechten nähern, desto schwieriger wird es, die Fahrmanöver zu koordinieren.
Es ist so gut wie unmöglich, eine Seitenkollision mit einem aus der untergeordneten Straße herauskommenden Fahrzeug realistisch nachzustellen. Ein wesentliches Merkmal von fingierten Unfällen nach diesem modus operandi ist, dass das bevorrechtigte Fahrzeug zum Kollisionszeitpunkt steht. Dies kann sehr leicht aus den Fahrzeugbewegungen nach der Kollision und den Deformationsmustern an den Fahrzeugen nachgewiesen werden.

Nachweis der absichtlichen Herbeiführung
Wird ein parkendes Fahrzeug absichtlich angefahren, dann ergibt sich oft aus den Fahrzeugbeschädigungen ein außerordentlich großer Winkel. Mit Hilfe einer Kompatibilitätsanalyse lässt sich die Winkelgröße ermitteln und durch eine Plausibilitätsprüfung der Vorsatz nachweisen. Bei provozierten Unfällen verfolgt der Täter häufig sein Opfer in eine ungewöhnlichen Anstoßposition.